Von Johannes Kapitza

Das höchste der Gefühle: Bundesliga

HSG-Mädchen starten mit Doppelspieltag /
„Genießen, dass wir auf dieser Ebene spielen“

Osnabrück Handball-Bundesliga – besser geht’s nicht: Als erstes Team aus der Region starten die
A-Juniorinnen der HSG Osnabrück in der 2013 eingeführten weiblichen Eliteklasse. Vom Außen-
seiter-Status wollen sich Trainer Kai-Uwe Cramer und sein Team den Spaß nicht verderben lassen.

„Wir freuen uns wie Bolle und sind glücklich, dass wir unser Ziel erreicht haben. Jetzt können
wir genießen, dass wir auf dieser Ebene spielen“, sagt Cramer. In zwei Qualifikationsrunden
verdiente sich die Mannschaft das Startrecht in der ersten Vorrunde. „Jetzt wollen wir zeigen,
dass wir mitspielen können“, sagt der Trainer.

Dabei ist er realistisch: Es werde vor allem darum gehen, von etablierten Teams wie Oldenburg
und Buxtehude zu lernen, die der Unterbau für Frauen-Bundesligisten sind. Und es geht darum,
die „Großen“ ein wenig zu ärgern.
Bundesweit spielen 40 Teams in acht Gruppen um den Sprung in die nächste Runde. Von fünf
Vereinen in jeder Gruppe kommen nur die ersten beiden weiter. „Wir nehmen mit, was kommt.
Wir haben keine schlechte Truppe, und der Druck ist weg. Wir können jetzt eigentlich nur noch
locker-flockig Handball spielen“, sieht Cramer keine lähmend hohen Erwartungen auf sein
Team zukommen.


„Gegen Zwickau waren wir noch ziemlich verkrampft und ergebnisorientiert. Jetzt sollten alle
den Kopf frei haben“, sagt der Coach. Seit der zweiten Qualifikationsrunde waren zwei Wochen
Zeit, um sich auf die Bundesliga zu freuen, die in den kommenden drei Wochen vier Spiele
bereithält. Genau wie in der Qualifikation gegen Zwickau stehen auch an diesem Wochenende
zwei Spiele an. Nach dem Heimspiel am Samstag (14 Uhr) gegen die Turnerschaft St. Tönis geht
es am Sonntag (15 Uhr) zum Buxtehuder SV. „Da sind wir ganz klarer Außenseiter – mehr geht
gar nicht“, sagt Cramer über den zweiten Teil des Auftaktprogramms, der immerhin nur zwei
Stunden von Osnabrück stattfindet und nicht wie gegen Zwickau am anderen Ende der
Republik.
Am Samstag ist die HSG vermutlich nicht ganz so abgeschlagen. Rückendeckung dürfte es von
den Fans geben. 120 Plätze stehen in der Ballsporthalle in Hellern zur Verfügung, das Gros
davon für Anhänger der Gastgeberinnen. Die können außerdem „eine sehr gute
Deckungsarbeit“ für sich reklamieren, sagt Cramer. Der 57-jährige Osnabrücker, der selbst
früher beim OSC und dem SV Eintracht spielte und Teams von der Regionsklasse bis zur
Regionalliga (in Nordrhein-Westfalen) trainiert hat, kam 2017 „durch Zufall“ zur HSG und zum
Traineramt der A-Mädchen. Über die Jahre hat die Mannschaft eine 3-2-1-Abwehr „mit jeder
Menge Varianten“ einstudiert. Das Leistungsniveau im Kader ist ausgeglichen aus Sicht des
Trainers, für den es am Spieltag selbst manchmal noch „eine Wundertüte“ ist, „wer einen Lauf
hat“. Mal dreht die eine auf, im nächsten Spiel ist eine andere die Leistungsträgerin. „Dadurch
sind wir schwer auszurechnen. Das ist ein Vorteil“, hofft Cramer, der keine Angst davor hat,
dass das Abenteuer Bundesliga nach vier Spieltagen vorbei sein könnte. „Alles, was jetzt
kommt, ist positiv“, betont er. Und im schlechtesten Fall waren es dann vier „Trainingsspiele
für die Oberliga“ – aber auf höchstem Niveau.

WJA1 – Bericht in der NOZ vom 25.09.2020